Verwendete Materialien: Weißtanne weiß lasiert, Stahl, Bronze, Jurakalksandstein
Innenraumgestaltung Kirche St. Andreas in Endersbach Architekturbüro Stocker BDA
Mitarbeit Florian Stocker, David Diorio, Beate Kloss-Nitzschke
Ausführende Firmen: Eine Liste der Handwerker kann gerne zu Verfügung gestellt werden. Die Arbeiten sind gekennzeichnet durch hohe handwerkliche Qualität. Die Orgel wurde von Thomas Jann entworfen.
Die 1954 nach den Plänen von dem Architekt Philip Olkus erbaute katholische Kirche wurde im Inneren umgebaut und neu ausgestattet. Die liturgischen Orte wurden neu gefasst und positioniert. Liturgisches Gerät wurde entworfen und in der Raumanordnung platziert.
Analyse Kirchenraum St. Andreas Endersbach
Das ursprüngliche Raumkonzept der Kirche wurde anhand von historischen Aufnahmen untersucht. Es waren deutliche Änderungen vorgenommen worden. Der Altar war von der Rückwand abgelöst und in die Mitte des Altarraumes verschoben worden, hatte jedoch die wuchtigen wandstehenden Füße behalten. Die ursprünglich hellen Bänke und das Parkett waren immer dunkler gestrichen worden. Die anfangs in alle Richtungen strahlenden Hängeleuchten waren durch nach unten abstrahlende Reflektorleuchten ersetzt worden, die den Deckenbereich des Kirchenschiffes in Dunkel tauchten.
Der Taufort wurde mit der Versetzung des Ambo ebenfalls auf die Zwischenstufe, an den ursprünglichen Standort des Ambo verlegt. Das Fresko an der Rückwand des Altarraumes wurde vom Künstler Sepp Baumhauer überarbeitet und entfaltete nun eine Eigenständigkeit, während es zuerst auf die tektonische Struktur des Gebäudes eingegangen war. Die Harmonie des Raumes war durch eine stete Folge von Veränderungen ins Wanken geraten.
Unser Bestreben war es nun, diese ursprüngliche Raumkonzeption wieder herzustellen und sinnvoll zu ergänzen. Es galt, mit einem neuen Raumkonzept die hallenartige Großzügigkeit zu stärken und gleichzeitig Orte im hohen Raum zu schaffen. Wir legten mit dem Bauherrn ein Gestaltungsleitbild fest:
> heller Grund – schwebende Schwere – lichte Höhe <
Gang durch das Gebäude
Am Kircheneingang wird man nun von dem neuen Taufstein empfangen, der auf dem Schnittpunkt der Altar- und der Eingangsachsen steht. Am Eingang der Kirche kann nun das Sakrament zur Aufnahme in die Kirche empfangen werden. Ein Würfel aus Jurakalksandstein trägt eine große Schale, die das geweihte Wasser fasst. Die aus Messingbronze getriebene Schale ist auf der Innenseite vergoldet. Der Taufstein wird von vier Seiten angestrahlt, das Wasser in der Schale reflektiert das Licht an die Decke. Auf den vier Seiten des Steinwürfels ist ein Zitat aus der Offenbarung 22,17 eingemeißelt:
Dem Eingang zugewandt: KOMMT!
Dem Altar zugewandt: WER DURSTIG IST DER KOMME
Dem Seiteneingang zugewandt: WER WILL EMPFANGE UMSONST
Dem Weihwasserbehältnis zugewandt: DAS WASSER DES LEBENS
Aus bereitstehenden Sedilienbänken kann zur Taufe ein Geviert aufgestellt werden. Beleuchtungselemente unterstützen den neuen Ort durch direktes und indirektes Licht.
Vom Eintrittsort in die Kirche führt die Mittelachse im neuen Steinboden zum Altar, um den sich die Gemeinde zum Abendmahl versammelt. Die beiden massigen Steinblöcke aus braunem Granit wurden abtransportiert und durch eine schlanke mittige kreuzförmige Steinstele ersetzt. Über diesem neuen Fuß scheint die schwere Mensaplatte zu schweben.
Rechts und links der Achse Taufstein – Altar wurden die Kirchenbänke ersetzt. Das alte Gestühl war dunkel gefasst und ergonomisch unbefriedigend. Mithilfe mehrerer angefertigter Musterbänke wurde eine neue bequeme Bank entwickelt. Eingearbeitete Filzauflagen schaffen eine warmen Ort, um Platz nehmen zu können. Die Bänke selbst sind aus massiven halbierten Weißtannen aus dem Schwarzwald herausgefräst worden, aus einem Stück – „schwebende Schwere“.
Farb- und Materialkonzept
Das Farb- und Materialkonzept verbindet die Orgel mit dem Kirchenraum. Lasierte helle Weißtannenoberflächen, fossilreicher rahmweißer Jurakalkstein für den neuen Boden, helle Filzauflagen im Verbund mit allseitig abstrahlenden neuen Leuchten reagieren auf die grau-blau lasierten Oberflächen des Orgelprospektes. Für alle Beschläge wurde eine patinierte Bronze verwendet, um mit einer warmen Metalloberfläche das Bild abzurunden. Die blaugrau lasierten Holzoberflächen finden sich in der neuen nachtblau lasierten Rückwand der Marienstatue wieder. Die Hodegetria, eine wegweisende Maria wird nun von einer astronomischen Sternenkonstellation umrahmt. Der Polarstern als ruhender Leitstern wird umkreist von dem Sternbild des Drachen. Diese 12 Sterne wurden als eingelassene vergoldete Vertiefungen umgesetzt und werden wie Ambo, Mensa und Tabernakel mit warmem Licht hervorgehoben.
Liturgisches Gerät
In Ergänzung zu den neuen Bronzebeschlägen an den Eingangsportalen wurde liturgisches Gerät entworfen. Osterleuchter, Kerzenständer, Träger für Blumenschalen und ein Vortragekreuz. Diese Gerätschaften sollen im Verbund mit neuen Sedilien einen konzentrierten klaren Charakter im Altarraum bilden. Der Corpus für das Vortragekreuz wurde als „Christus Thriumphans“ für die Kirche St. Andreas von Florian Stocker gestaltet. Der auferstandene schmerzerlöste Christus als Weltenherrscher, wie er in der romanischen Tradition dargestellt wurde. Zum Beispiel folgt die Ikone in der Kirche San Damiano in Santa Chiara, Assisi, dieser Darstellungsform. Das liturgische Gerät sowie die Schrift auf dem Taufstein wurden in enger Anlehnung an das ruhige und konzentrierte Werk von Dom Hans van der Laan entworfen, dessen Werk eine große Dignität mit Ruhe und offener zeitloser Ordnung ausstrahlt. Die warme Bronze wurde überall dort ergänzt, wo die Hände greifen und das Licht der Kerzen reflektiert wird. Diese kleinen Details an denen die Kirchenbesucher begreifen und betrachten, sollen die neuen Orte in der großen lichten Kirche erfahrbar und einladend machen.
Vorbilder
Auf der Suche nach poetischer Dichte wurden in der Kirche St. Andreas einfache Materialien und zurückhaltende Anordnungen der Volumina im Raum verwendet, die einen poetischen Widerhall nach Gaston Bachelard ermöglichen sollen. Einrichtung, Gerät und Raumfolgen sollen entfernte Erinnerungen und neue Verknüpfungen jenseits des konkreten Nutzens ermöglichen. Das Werk von Dom Hans van der Laan war hier von besonderer Bedeutung . Ebenso war die Gestaltung lokaler Kirchen durch Architekt Thomas Ott ein Vorbild. Die aktive Mitwirkung am Entwurf und die Gestaltungsvorgaben durch Herrn Pfarrer Michael Friedl und den Kirchengemeinderat machte dieses gemeinsame Ergebnis möglich.