Ausgangspunkt
unseres Wettbewerbsbeitrages ist die Frage, wie Mensch und Kunst in
unterschiedlichen Raumtypologien interagieren. Kunstgegenstände und
Raum sind für sich genommen statisch - erst wenn der Mensch den Raum
betritt, entsteht ein dynamischer Zustand aus Bewegung, Wahrnehmung
und Kommunikation. Diese Dynamiken haben wir durch Beobachtung und
Auswertung des Verhaltens und der Bewegungsmuster von Besuchern und
Mitarbeitern vorab untersucht. Aus den aufgezeichneten
Bewegungsmustern der vielschichtigen Besuchertypologie (siehe
Diagramm „Bewegungsmuster“) haben wir eine komplexe Matrix
erstellt und diese dann mit Hilfe eines Postprozessors evaluiert, um
Parallelen und Abweichungen dieser Muster zu erfassen. Somit konnten
wir die Masse an einzelnen Bewegungsmustern zu einem Modell aus
Primär- und Sekundärbewegungen reduzieren und ein
Raum–Bewegungsdiagramm erstellen, auf dessen Grundlage wir in
weiteren Schritten das geforderte Raumprogramm zu unterschiedlichen
Volumenmodellen generiert haben. Hiermit haben wir die Anforderungen
des Programms bezüglich der räumlichen Zusammenhänge, der
räumlicher Attribute und der notwendigen Barrierefreiheit überprüft
und ein Modell entwickelt, in dem das Geflecht aus fließenden und
parallel orientierten Räumen mit der im Stadtraum wahrnehmbaren
Gebäudestruktur verschmilzt. Hierbei haben wir die Entwurfsgedanken
des 1973 realisierten Sprengelmuseums aufgegriffen, die Orientierung
der Museumskultur und der Kunst nach Außen sowie das Museum im
Außenraum erlebbar zu machen. Die Orientierung des Innenraums nach
Außen haben wir neu definiert und ein Modell entwickelt, das den
Außenraum (Stadtraum) in die Struktur des Museums einbindet. Durch
diese Verschmelzung entsteht zwischen dem Innen- und Außenraum eine
neue Raumkategorie, die sich durch ihre horizontale und vertikale
Begehbarkeit definiert. Somit entsteht eine begehbare Raumskulptur,
die auf einer Höhe von 15,00 m über Straßenniveau eine
Dachterrasse ausbildet. Sie präsentiert sich als neuer exponierter
und attraktiver Ort im Stadtraum und erlaubt Aussichten nach Westen
zu Maschsee und Stadion sowie nach Norden zu Rathaus und Innenstadt.Im
Außenraum wird im Bereich des Neubaus mit dem Porphyr-Kleinpflaster
das gleiche Bodenmaterial wie beim Bestandsgebäude weitergeführt
und somit eine einheitliche Plattform für Alt- und Neubau
geschaffen. Die Bestandsbäume des Parkplatzes werden größtenteils
erhalten und östlich des Neubaus in die Übergangszone zur
Wohnbebauung verpflanzt.
Das
aus dem Bewegungsmodell generierte Raumgeflecht bildet eine Struktur
aus konstruktiven, raumdefinierenden Elementen und einem System aus
Rampen und Ebenen, die das geforderte Raumprogramm in ein durchgängig
barrierefreies System überträgt, das auch den Bestand mit dem
Außenraum und dem Neubau barrierefrei verknüpft.