Wir orientieren uns bei Reisen durch das vereinte Europa gerne an historischen Fragmenten. Was wäre Paris ohne den Eifelturm, Rom ohne das Pantheon, New York ohne seine Skyline? Wie lieben diese ästhetischen Höhepunkte und baulichen Manifestationen, deren Hintergrund wir nicht mehr kennen.
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Auch mächtige Festungsanlagen markieren verborgene Grenzlinien. Hier hat Krieg stattgefunden, hier wurde Krieg erwartet. An der französischen Atlantikküste, dem Westwall in Nordrhein-Westfalen, in den unterirdischen Luftschutzbunkern in Wien, Hamburg und Köln. Diese bemoosten grauen Betonungetüme widerstreben dem Bild einer befriedeten Welt. So werden die Orte umgenutzt als Kunsthäuser, als Aquarium oder zur Champignonzucht. Verharmlosung und Neutralisierung blenden die Räume aus der Stadtgeschichte aus.
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Die historischen Grenzmarken als Orientierungspunkte zwischen Frankreich und Deutschland sind verschwunden. Die Architekturskulptur SLEEPING WAR konkretisiert die Grenzlinie. Der Guss des Bunkers hat keine Zwischenräume, keine Nahtstellen. Alles ist kompakt; der durchgängige Guss verhindert Ausbesserungen, die den Zusammenhang des Bauwerks schwächen würden. Die Skulptur ist Zeichen und Eingang des verborgenen Zentrums in den unteren Geschossen.
Christian Heuchel anlässlich der Ausstellung GRENZARBEITEN im Kunsthaus des bHK 2010