Die räumlichen Bedürfnisse einer Schule befinden sich im Wandel. So erging es auch der Gemeinde Sutz-Lattrigen 2015 im bernischen Seeland. Der alte, im kantonalen Bauinventar erhaltenswert eingestufte Teil der Anlage stammt aus den vierziger Jahren. In den sechziger Jahren erfolgte der Zwischenbau. Mit einer Mehrzweckhalle in den achtziger Jahren fand der Ausbau vorerst ein Ende. Doch die konstant hohe, ja sogar steigende Anzahl Kinder drängte den Gemeinderat schlussendlich dazu, anhand einer übergeordneten Gesamtbetrachtung mit nachhaltiger Bedürfnisermittlung, die Schulanlage erneut zu ergänzen.
Das Projekt bindet mit einem klaren, in der vertikalen wiederrum erweiterbaren Volumen die Ausbauphasen der sechziger und achtziger Jahren zu einem neuen Komplex zusammen, klärt die Aussenräume und befreit den Bau aus den vierziger Jahren wieder zu einem Solitär. Mittels der vierten Erweiterung entstehen zwei Gebäude.
Der Zugang erfolgt von Norden entlang der bestehenden Hallenmauer in das grosszügige Foyer, von wo auch die Tagesschule und der Kindergarten mit einem grosszügig überdachten Aussenbereich erschlossen werden. Im Obergeschoss befinden sich die Schul- und Gruppenräume.
Die Nähe zum Bestand setzt eine hohe Anforderungen an die Statik der Erweiterung, da Lasten auf der bestehenden und zu erweiternden Zivilschutzlage im Untergeschoss nur punktuell abgegeben werden können. Das Tragwerkskonzept reagiert, ausgelegt auf drei Geschosse, auf den beiden Geschossen mit raumhohen Holzfachwerkträger. Diese «transparente» Statik hinter einer regelmässigen Pfosten-Riegel Fassade in Holz-Metall nimmt unterschiedliche Schulraumflächen auf und lässt, durch zusätzlich verglaste Trennwände, gewünschte Quer- und Durchsichten zu. Eine lichtdurchflutete Atelierstimmung über zwei Geschosse, von welcher selbst innenliegende Korridor- und Verkehrsflächen profitieren und zu kommunikativen Begegnungsorten oder Schulraumerweiterungen mutieren.
Im Innenraum prägen dezente, klare und nachhaltige Materialien das Bild. Hartbetonböden, verglaste Eichentrennwände und Holzfachwerke in Tanne aus Schweizer Anbau. Damit steht dieses Konzept im klaren Kontrast zum Alltagsbetrieb und verstärkt dessen ständig wechselndes Farbspektrum.
Eine Schulerweiterung als Atelierbetrieb gedacht, und mit Hilfe einer bewusst gewählten offenen Primärkonstruktion aus Holz umgesetzt. Eine transparente und inspirierende Lernlandschaft, in welcher das «Spicken» eine komplett neue Dimension und Qualität erfährt.