Konsequent modern: Ein Wohnhaus am Ortsrand von Ratingen
Mehrere gestalterische Ansätze führen schließlich zur idealen Komposition von Holz und Titanzink
Das Satteldachhaus am Ortsrand von Ratingen, unweit von Düsseldorf entfernt, fällt auf in einer Umgebung, die von gewöhnlichen Einfamilienhäusern geprägt ist. Es gibt heute eine Vielzahl von Abänderungen des Urtyps aller Wohnhäuser mit teils übertriebenen gestalterischen Details, die etwas Besonderes darstellen möchten. Dass es auch anders möglich ist, bestätigt der Entwurf des Büros Klaus Bürger Architektur aus Krefeld. Architekt Klaus Bürger und sein Team wählten einen reduzierten, klaren Baukörper mit einem Fassadenbild, das wohltuend mit der klassischen Form korrespondiert: Die beiden markanten Materialien Holz und Titanzink verleihen der Fläche Struktur und eine abwechslungsreiche Oberflächenwirkung.
Doch bevor mit der eigentlichen Planung begonnen werden konnte, dauerte es einige Zeit. Bei der ersten Besichtigung erschien den Architekten das zunächst 1.350 m2 große Grundstück wie ein überdimensionierter Vorgarten eines von der Straße zurückversetzten Bungalows. „Durchaus mit schöner Aussicht auf beeindruckende Baumgruppen wohin das Auge reicht“, erinnert sich Architekt Klaus Bürger. Das Konzept und die Bestimmungen sahen vor, den Bungalow zu erhalten, das Grundstück zu teilen und mit den beiden neuen Eigentümern einen Masterplan zu entwickeln, der Standort und Form der Häuser, Zufahrt und Abstandflächen regelt. Gemäß Bebauungsplan und Auflagen zu Höhe, Geschossigkeit sowie Dachform- und Neigung entstanden zwei in der Form nahezu identische Baukörper, welche unabhängig voneinander gestaltet, geplant und gebaut wurden. So die ganz nüchterne Ausgangslage für ein Wohnhaus, das die Architekten 2019 fertiggestellt und für eine dreiköpfige junge Familie zum Leben erweckt haben.
Verbindliche Auflagen und Vorgaben können einengend sein, daher sind gute Ideen gefragt. Die unpraktische Lage des Bungalows sowie die Nähe zu den Nachbarn sensibilisierten die Architekten dazu, durch geschickte Anordnung offener und geschlossener Flächen eine gewisse Großzügigkeit des Grundstücks erlebbar zu machen und ungeahnte Aussichten zu kreieren. Was die äußere Gestaltung betraf, so haben die Architekten intensiv geplant. Nach vier Entwürfen und vielen Diskussionen zur Materialität stand das Ergebnis fest. Angefangen hat es mit der Vision, das Satteldachhaus an die für das bergische Land typische Fassadenbekleidung mit Schieferplatten, schwarzem Ständerwerk mit weißem Lehmgefache, weißen Fenstern und grünen Klappläden anzulehnen. Der erste Entwurf sah somit eine vom Dach weiter überdie Fassade führende „Schuppenhaut“ aus Schiefer-Rauten vor; als Kontrast wurden Gauben und Garage in Titanzink verkleidet; dazu typische Akzente mit weißen Fenster und grünen Schiebeläden. Es folgte der zweite Entwurf: Dieerplatten wurden gegen eine Rautendeckung aus Titanzink ausgetauscht; für die Giebelwände wurde Holz vorgesehen. Einen Entwurf weiter wurden die Gauben mit einer gebogenen Überkopf-Verglasung ausgestattet mit dem Effekt, dass sich das Dachgeschoss ähnlich einer Orangerie gen Himmel öffnete. Ein spektakulärer Entwurf, doch die Kosten exorbitant hoch. „Es war ein ständiges Hin und Her in dieser Entwurfsphase. Wir fühlten uns nicht so richtig wohl bei den ersten drei Entwürfen“, erzählt Klaus Bürger ehrlich. Wer meint, der vierte und letztendlich realisierte Entwurf müsse lediglich ein Kompromiss sein, der täuscht. Die Entwicklung dieser Entwurfsphase ist insofern spannend, da letztendlich über die vielen Zwischenschritte ein Wohnhaus entstanden ist, das außen und innen klar und verständlich aufgebaut ist, mit zwei Materialien, die dem Eigenheim einen unverwechselbaren Charakter geben. Das Ergebnis ist ein modernes Satteldachhaus mit einem Dach aus silberfarbenen RHEINZINK-Titanzinkelementen und einer Holzfase. Neben der prägnanten horizontalen Lattung aus Robinienholz bilden die vertikalen RHEINZINK-Titanzinkelemente einen schönen und raffinierten Kontrast, der die Aufmerksamkeit in der Nachbarschaft auf sich zieht. „Von der Idee, Titanzink einzusetzen, waren unsere Bauherren von Beginn an begeistert. Doch nicht allein die Optik war ausschlaggebend, sondern auch die positiven Eigenschaften des Materials wie die Wartungsfreiheit und Langlebigkeit“, so Architekt Klaus Bürger. Dass Holz und Titanzink auch altert, störte Bauherr und Architekt nicht, im Gegenteil, dass ein bisschen Natürlichkeit übrig bleibt, war beiden wichtig. „Bei allen Materialien, die wir einsetzen, überlegen wir immer, wie diese in zehn, 20 oder 30 Jahren aussehen werden. Wir sind sehr darauf bedacht, etwas zu wählen, das würdevoll altert und mit den Jahren eine schöne Patina bekommt. Wir möchten den Materialien und somit dem gesamten Bauwerk die Möglichkeit geben, zu leben und sich auch verändern zu dürfen“, betont Klaus Bürger und ergänzt folglich: „Kunststoff kann das nicht.“ Die Zusammenarbeit mit RHEINZINK begann bereits in der ganzen frühen Entwurfsphase und sei stets professionell und erfreulich verlaufen. „Wir haben uns intensiv über Eigenschaften und Gestaltung ausgetauscht und wurden mit vielen Materialmustern und nützlichen Tipps wie beispielsweise die Realisierung der innenliegenden Dachrinne versorgt“, berichtet Klaus Bürger. Die anschließende Werkplanung und Ausführung übernahmen Bauleiter und Dachdecker. Gebaut wurde das Dach in der Oberflächenqualität RHEINZINK-prePatina blaugrau im Winkelstehfalzsystem.
Ebenso klar und reduziert wie die Gestaltung der Fassade sind auch die Innenräume des rund 300 m2 großen Hauses. Während sich Eingang, Gäste-WC, Vorratsraum und Treppe hinter der weitestgehend geschlossenen Fassade zum Nachbarn orientieren, öffnet sich der Wohn- und Lebensmittelpunkt über die gesamte Hausbreite zum Garten. Küche, Ess- und Wohnraum gehen ineinander über und bieten über eine raumhohe spezielle Hebe-Schiebeanlage unbeobachtete Ausblicke ins Grüne. Als optische Raumteilung zwischen Wohn- und Essbereich dient der offene Kamin. Das angrenzende Wohnzimmer bietet eine willkommene Rückzugsmöglichkeit mit zusätzlichen Ausblicken über eine großflächige Glasfassade in der Giebelwand.
Eine zweiläufige Treppe hinter der Küche führt ins Dachgeschoss, das ganz den privaten Räumen gewidmet ist. Dort befinden sich das Kinderzimmer mit eigenem Bad; über eine begehbare Ankleide gelangt man weiter in das große Bad der Eltern mit einem zweitem Kaminofen; dahinter liegt schließlich an der Giebelseite das Elternschlafzimmer, von demaus man die Aussicht über den Garten genießen kann. Kaum zu glauben: Im Untergeschoss befinden sich weitere lebenswerte Räume. Dieser Teil des Hauses wurde als teilautarker Wohnraum geplant. An der nördlichen Giebelwand führt eine Außentreppe ins Souterrain, das mit seinem separaten Eingang als Arbeitszimmer oder später einmal als Jugendzimmer samt großzügigem Bad dienen soll. Über dem Waschtisch befindet sich ein Oberlichtband, das das ersehnte Tageslicht hereinlässt. Des Weiteren befinden sich auf dieser Fläche ein großer Fitness-/Spielraum, der Haustechnikraum sowie eine Waschküche. „Als sehr praktisch erweist sich unsere Idee, einen Wäscheschacht direkt von der AnkleimDachgeschoss bis hinunter ins Untergeschoss geplant zu haben“, erzählt Klaus Bürger.
Entsprechend zur geradlinigen Architektur entschieden sich Bauherr und Architekt für ein klares Material- und Farbkonzept. Im Erdgeschoss wurde ein Parkettboden aus weiß geölten Landhausdielen verlegt. Die Oberflächen der Küche wurden mit einem horizontalen Maserbild in Eiche furniert ausgeführt und farblich auf das Parkett abgestimmt. Um ein einheitliches Erscheinungsbild zu erzeugen sind die Einbauschränke nach Entwürfen der Architekten angefertigt. Die Fronten wurden weiß lackiert mit dem Effekt, sie wie die weißen Wände unauffällig erscheinen zu lassen. Der prägnante Kaminofen im Wohnzimmer wurde in ästhetischem Schwarzstahl hergestellt und gehört ebenso zu den Maßanfertigungen. Im Dachgeschoss setzt sich der Parkettboden fort. Lediglich im Badezimmer wurde der Boden ähnlich eines Schiffdecks mit schwarzen Dehnungsfugen verlegt. Als Kontrast dazu wurde in der Dusche goldfarbenes Mosaik verlegt, das vor allem in der dunklen Jahreszeit Sonnenschein ins Badezimmer bringen soll. Vervollständigt wird das Einfilienhaus durch eine vernetzte Gebäudetechnik. Das Home-Automation-System sorgt dafür, dass beispielsweise Systeme wie Beleuchtung, Heizung und Sonnenschutz entweder über ein zentrales Tableau oder ein Smartphone bequem bedient werden können.