Als Anbau eines bestehenden Betriebsgebäudes entwickeln destilat das Interior für die öffentlichen Bereiche eins Boutiquehotels in Genf – jener Metropole, die sich ihren klingenden Namen als Hochburg des Diamantenhandels und der Schweizer Uhrmacherkunst gemacht hat.
Die pavillonartige Konstruktion empfängt den Besucher mit einem Vorplatz, der in sich ruhend, zum zurückversetzten Entrée leitet. Gestalterischer Akzent inmitten der kantigen Sichtbeton- und Glasstruktur ist ein doppeltes Kreisrund, das als Pflanzfläche und darüberliegender Vordach-Ausschnitt Raum für eine Baumpflanzung schafft. Das Designmoment lässt auch philosophische Lesarten zu – über eine Baukultur, die im Einklang mit der Natur zu verstehen ist; sowie von einer natürlichen Kraft, die das Mensch Gemachte aus ihrer Natur heraus im Grunde immer zu überwinden vermag.
Dieses „Spiel der Gewalten“ aus organischen und konstruktiven Elementen charakterisiert auch das Interior Design der Hotel Architektur von destilat. Anstatt einer formellen Rezeption stapeln die Innenarchitekten drei langgestreckte Monolithe wie simple Bauklötze aus Holz und Beton zu einem objekthaften Empfangstisch aufeinander. Während der dahinterliegende Wandausschnitt den Blick auf die exotische Bepflanzung freigibt, breitet sich eine entspannte Loungegruppe auf dem davorliegenden Teppichrund aus. Farblich reduziert und in sanfte Naturtöne getaucht, können die Materialien mit ihren unterschiedlichen Texturen punkten: weich fließendes und anschmiegsames Textil aus Vorhängen und Polstermöbeln treffen auf glattes Glas, warme Holzelemente und rohen Sichtbeton, während das Vegetative immer wieder die präzisen Formen der Architektur bricht. Das Interior ist von einer ungemeinen Lässigkeit geprägt, von einer großzügigen Weite und einer brutalistischen Materialästhetik, die zusammen mit der exotischen Bepflanzung an Vorbilder der modernen brasilianischen Architektur erinnert.
Team
Harald Hatschenberger
Henning Weimer
Thomas Neuber