Gleich drei Häuser stehen auf einem großzügig bemessenen Grundstück mit altem Baumbestand. Die Bewohner bilden eine Großfamilie über mehrere Generationen. Kein Haus gleicht dem anderen. Sie entstammen verschiedenen Epochen, und ihre Gestalt folgt unterschiedlichen Vorstellungen eines Eigenheims. Besonders das ursprünglich kleine, typische 1960er-Jahre Einfamilienhaus, das schon mehrere Umbauten und Anbauten hinter sich hatte, genügte den Ansprüchen seiner Bewohner – einem jungen Ehepaar – nicht mehr. Es sollte in die heutige Zeit transferiert werden, vergrößert und dabei nicht verstümmelt werden, sondern optisch wieder wie eine stimmige Einheit wirken.
Das Architektenteam vonmeiermohr stellte sich der Aufgabe und löste sie so, dass die neue Gebäudeergänzung zunächst als autarker Baustein, als eigenständiges Element betrachtet wurde, das nun auf dem alten Anbau thront. Sowohl von der Straße, als auch vom Garten her hat man nun ein völlig verwandeltes Haus vor Augen – die Metamorphose hat sich gelohnt.
Entstanden ist ein Pavillon, einem Schiffsdeck nachempfunden: Mittig liegt die Kabine und außen an drei Seiten das Deck mit seiner weißen Reling. In der „Kabine" befindet sich das große Schlafzimmer mit Fernsehplatz, Ankleide und Badezimmer. Auch diese Räume und ihre Möbel mit zum Boden und zur Decke beleuchteten Fugen setzen das architektonische Innen fort. Durch die Bäume sieht man von hier oben den Ammersee schimmern, was wiederum zur Dampfer-Assoziation passt. Das Flachdach ist aus massivem Holz, versehen mit einer Extra-Dämmung und Photovoltaikpaneelen obenauf. Die Fassade des Kubusses wurde mit weiß lackierten Stahlblechplatten verkleidet. Auch die Tragkonstruktion aus kräftigen Stahlträgern ist weiß gestrichen. Bewusst wurde auf filigrane „Geländer" verzichtet, damit sich der Pavillon gegenüber dem Bestand optisch behaupten kann. Die Terrasse kann oben und an den Seiten mit einem fahrbaren Dach oder mit Rollos vor Wind und Wetter geschützt werden. Als Bodenbelag wurden innen durchgehende dunkle Eichenbohlen verwendet und auf den Außenflächen farblich angepasste großformatige Feinsteinzeugplatten verlegt. Die zur Straßenseite hin weit auskragende Terrasse bildet gleichzeitig das Dach des Carports, der neben der Garage Platz für drei Autos mit integrierten Ladestationen bietet. Ein gläserner Verbindungsgang führt vom Pavillon zum Altbau. So gelangt man in den professionell ausgestatteten Fitnessraum mit Blick über die parkartige Gartenanlage zum See.
Das architektonische Experiment ist gelungen: Der moderne Pavillon prägt in seiner Solitärlage das Gebäude und verbindet sich harmonisch mit dem Altbestand.
Text: Christina Haberlik